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1955 bis zur Einschulung
ACHTUNG TRIGGERWARNUNG - Erste negative Erfahrungen
Ich bin jetzt 66 Jahre alt und denke fast jeden Tag an das Erlebte. Bei den Gedanken an die Vergangenheit und dem was alles in dieser Zeit geschehen ist stellen mir sich bis heute die Nackenhaare auf.
Meine erste mir noch bewusste negative Erinnerung, Ostern als ich ca. 6 Jahre alt war. Mein jüngerer Bruder und ich bekamen jeder eine kleine Schaufel, es waren keine neuen Schaufeln aber wir haben uns sehr gefreut und es waren unsere, nur das war wichtig. Am Abend machten wir uns fertig fürs Bett davor gab es gemeinsames Abendbrot.
Es war tiefster Winter und es waren einige Grad unter Null. Außentemperatur. Mein Stiefvater betrat die Küche, er war schlecht drauf und kam gleich zur Sache, er suchte seine große Schaufel und fragte uns wo sich diese befand. Am Mittag traf ich mich mit meinen Freunden an der Elbe, wir wollten gemeinsam eine Schneehöhle bauen weshalb ich auch die große Schaufel meines Stiefvaters ohne zu fragen mitnahm. Leider wurden wir nicht rechtzeitig fertig und da wir am kommenden Tag weiter bauen wollten, ließ ich die Schaufel meines Stiefvaters einfach dort. Mein Stiefvater war gar nicht begeistert als ich beim Abendessen beichtete die Schaufel genommen und dort gelassen zu haben. Er wurde richtig wütend, ebenso meine Mutter, Sie zerrte mich vom Tisch an meinem Kragen in meinem Schlafanzug und nur in Hausschuhen vor die Tür und befahl mir die Schaufel sofort zu holen.
Sie brüllten mich an, komm gar nicht ohne die Schippe wieder und schlossen die Tür.
Also machte ich mich im Schlafanzug und nur mit Hausschuhen im dunkeln bei klirrender Kälte ca. 4 km erneut auf den Weg zur Elbe. Als ich endlich an der Elbe ankam, nahm ich mir die Schaufel und machte mich auf den Rückweg, endlich Zuhause angekommen, waren bereits meine Hände an dem Stiel durch die enorme Kälte fest gefroren. Wieder im Haus, war die Stimmung nicht besser, meine Mutter goss mir sehr wütend noch einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf und nach dem abtrocknen dufte ich dann auch noch ohne Essen ins Bett. - Das war das erste Mal, dass ich an Selbstmord dachte.
Die folgenden zwei Wochen hatte ich Stubenarrest und musste Hausarbeit verrichten. Meine Einschulung rückte immer näher und ich freute mich bereits sehr darauf, besonders auf die Schultüte mit den großartigen Süßigkeiten.
Als endlich der Tag der Einschulung kam und ich meine ersehnte Schultüte bekam, stellte ich fest, dass diese Schultüte zu dreiviertel mit Zeitung, nur einer Tafel
Schokolade und Heften gefüllt war. Die Erwachsenen feierten meine Einschulung jedoch in Saus und Braus.